Italien. Das Land der großen Monumente, historischen Herrscher und des guten Essens, aber auch das Land der Inklusion?
Bereits vor über 40 Jahren hat sich Italien der Thematik angenommen und in einer weitreichenden Schulreform entschieden, dass Sonderschulen und Spezialklassen abgeschafft werden. Ziel war es, dass der gemeinsame Unterricht von Schülerinnen und Schülern mit und ohne Behinderung gemeinsam in Klassen an den normalen Schulformen stattfindet. Dieser neue Ansatz hat im Laufe der Jahre dazu geführt, dass Italien zu einem der besten Beispiele für Inklusion avanciert ist.
Eine Gruppe von 25 Studierenden aus den unterschiedlichsten Fachrichtungen und 2 Dozentinnen aus dem Institut für Erziehungswissenschaft haben sich in der Projektwoche 2018 auf den Weg nach Südtirol gemacht. Nach einer langen anstrengenden Busfahrt und dem schnellen Beziehen der Zimmer in der Jugendherberge, ging es am nächsten Tag mit einem umfangreichen Programm los.
Die Teilnehmer*innen der Studienreise erhielten während der Zeit in Bozen die Möglichkeit mit den unterschiedlichsten Vertretern verschiedener Einrichtungen in Kontakt zu treten. So gab Frau Dr. Heidrun Demo von der Fakultät für Bildungswissenschaften der Universität Bozen einen Einblick in den Aufbau und Verlauf der Lehramtsausbildung mit dem Schwerpunkt der Inklusion und Integration in Südtirol. Schon hier wurden Gemeinsamkeiten, aber auch viele Unterschiede zu dem vertrauten deutschen Ausbildungssystem der Lehrämter deutlich.
Gertrud Verdorfer, ihres Zeichens Inspektorin am Deutschen Schulamt, erweiterte den ersten Input von Dr. Demo vom Vormittag um den Einblick in das Schulsystem an sich. Und auch hier lag der Schwerpunkt wieder in der Verfahrensweise, wie mit Inklusion umgegangen wird. Sowohl bei Frau Dr. Demo als auch bei Frau Verdorfer ergab sich ein reger Austausch und tiefergehende Fragen zwischen den Studierenden und den Referentinnen.
Mit diesem theoretischen Grundgerüst an Wissen über das Schulsystem und die Lehramtsausbildung erhielten die Studierenden am darauffolgenden Tag die Möglichkeit in die Praxis zu blicken. Für diesen Tag war der Besuch eines Schulsprengels und eines Realgymnasiums in Meran geplant. Die Studierenden besuchten in zwei Gruppen die jeweiligen Schulen und bekamen nicht nur eine kurze theoretische Einführung zu den jeweiligen Schultypen durch die Direktoren und einigen Lehrer*innen der Schulen, sondern konnten aktiv den Unterricht besuchen. Die Studierenden hospitierten bis zu drei Unterrichtsstunden in unterschiedlichen Klassenstufen und Fächern. Somit erhielten sie den direkten Einblick, wie die Arbeitsweise und Umsetzung der inklusiven Thematik in der Schule praktisch erfolgt. Viele Eindrücke wurden gesammelt, die auch noch lange nachwirkten.
Der letzte Tag der Studienreise führte die Studierende in das Deutsche Schulamt. Herr Franz Lemayr, Fachstellenleiter für Inklusion, empfing die Studierenden und bot in diesem Rahmen die Möglichkeit zur Reflexion der Schulbesuche und beantwortete all die Fragen, die im Laufe der Tage in den Studierenden gewachsen sind. Somit bildete diese Zusammenkunft mit Herrn Lemayr einen gelungenen Abschluss der Studienreise.
Schlussendlich liegt eine ereignisreiche, spannende und mit Wissen gefüllte Studienreise hinter den Studierenden, die zu dem Wunsch geführt hat, auch im kommenden Jahr wieder in die Welt hinauszublicken und ein anderes Land zu erkunden und herauszufinden, wie Inklusion dort gelebt wird.
Diese Studienreise und die gesammelten Eindrücke und Erkenntnisse wäre nicht möglich gewesen ohne die umfassende und detaillierte Unterstützung durch die Partner vor Ort.
Die herzliche Aufnahme der Studiengruppe und die Möglichkeit, einen Einblick in das Wissen und die Erfahrungen der Ansprechpartner zu bekommen, war einmalig.
So konnten ungeahnte Einblicke in die Theorie und Praxis gewonnen werden und die Beschäftigung mit der Thematik der Inklusion war sehr tiefgehend.
Diese gesammelten Erfahrungen werden die Studierenden noch sehr lange begleiten.
(Mirka Kalisch)