Symbolbild Grundschule, Foto: Oliver Böhm

Womit setzt sich die Grundschulpädagogik auseinander?

Die Grundschule steht seit ihrer Gründung im Jahr 1919 für eine kontinuierliche, obligatorische Erziehung und Bildung von Kindern in der Altersspanne von ca. 4 bis 12 Jahren. Als erste gemeinsame Schule für alle Kinder verfolgt sie seit Anbeginn an das Ziel, jedem Kind gleiche Startchancen in das schulische und somit curricular organisierte Lernen zu ermöglichen und auf der Grundlage des jeweiligen gesellschaftlich geprägten Bildes vom Kind individuelle Lern- und Entwicklungsprozesse gerade auch hinsichtlich der Persönlichkeitsentwicklung zu unterstützen. Im Zentrum der Grundschulpädagogik steht dabei das Konstrukt der Grundlegenden Bildung als Fundament für jegliche weiterführende Bildung. Grundlegende Bildung fokussiert 

  • die soziale Integration aller Kinder und das Anknüpfen an unterschiedlichen Lernvoraussetzungen im Sinn einer gemeinsamen Bildung für alle Kinder
  • die Vermittlung wesentlicher Kulturtechniken (wie Lesen, Schreiben und Rechnen) und die Stärkung sozialer und personaler Kompetenzen (wie Kooperationsfähigkeit, Frustrationstoleranz und Empathiefähigkeit) im Sinn eines gemeinsamen Grundstocks
  • die Förderung unterschiedlicher Entwicklungsbereiche, die Einführung in fachliche und fachübergreifende Denkweisen und die Auseinandersetzung mit allgemeinen Fragen und Problemen der Gegenwart im Sinn der Allgemeinbildung,
  • die Bereitstellung von Bedingungen für eine individuelle Persönlichkeitsentwicklung, z.B. hinsichtlich geeigneter Lernstrategien oder Motivations-, Selbstwirksamkeits- und Interessenförderung im Sinn der Stärkung der Persönlichkeit.

Aus diesen unterschiedlichen Funktionsmerkmalen der Grundlegenden Bildung heraus ergeben sich wesentliche grundschulpädagogische Leitprinzipien wie beispielsweise die Kindorientierung, die in grundschuldidaktische Überlegungen zum kooperativen und selbstgesteuerten Lernen, zur Differenzierung, zum fachlichen und sozialen Lernen oder zum Lernen-lernen münden. Insbesondere für den Grundschulunterricht lässt sich hier ein enger Zusammenhang zwischen fachlichen Lernzielen und übergreifenden Bildungszielen feststellen. 

Mit ihrer Stellung als erste verpflichtende Bildungsinstitution in Deutschland ist allerdings zugleich die größte Herausforderung der Grundschule verbunden: die Grundschule ist den jungen Schüler*innen, die gegenwärtig die Schule besuchen, aber gleichermaßen auch der aktuellen und zukünftigen Gesellschaft verpflichtet. Neben ihren pädagogischen Zielen hat die Grundschule gleichzeitig den Auftrag zur Selektion hin zu institutionell bestimmten Bildungsverläufen und Vergesellschaftung. Dementsprechend widmet sich sowohl die grundschulspezifische Theoriebildung als auch die Grundschulforschung einer Beschreibung und Ausdeutung dieser Herausforderung mit besonderer Perspektive auf ihre historischen Ursprünge und aktuellen Anforderungen an eine Bildung für die zukünftigen Generationen. Gleichermaßen ergeben sich hieraus hohe Anforderungen an die wissenschaftliche und didaktische Ausbildung von Grundschullehrkräften.